Die kreative Ruhelosigkeit ist seine Quelle, aus der er bis auf den heutigen Tag die Kraft für alle seine songtextlichen und musikalischen Aktivitäten schöpft. Und dass das schon immer so
war, belegt er nun in seiner charmant fabulierten Biografie „Eins kann mir keiner…“.
Friedel Geratsch, Jahrgang 1951, Sänger, Gitarrist, Texter und Komponist mit Ruhrpott-Wurzeln, hatte schon eine Menge Musik fabriziert und reichlich unschöne Widrigkeiten im Leben umschifft, als
er 1983 mit der Band Geier Sturzflug und dem Song „Bruttosozialprodukt“ die Spitzen der Charts erklomm und erst einmal so richtig berühmt wurde. Ein Erfolg, der eigentlich überraschend daherkam,
weil es ja oftmals im Leben so ist, dass man rein zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Ort und so weiter ist. „Bruttosozialprodukt“, das Lied, war immerhin ein betagter Szene-Song. Denn schon
in den 1970-Jahren besang Friedel Geratsch den amputierten Workaholic, der sich jetzt wieder mächtig in die Arbeit hineinkniet. Und da agierte er noch gemeinsam mit seinem Kumpel Reinhard Baierle
im Straßenmusik-Duo Dicke Lippe.
Seitdem ist viel Zeit vergangen und Mastermind Friedel Geratsch, der den Geier nie so richtig abstürzen ließ, hat reichlich erlebt, war in etlichen TV-Sendungen und auf etlichen Bühnen im In- und
Ausland zuhause und lebt dieser Tage seine Leidenschaft als Spieler von Cigar-Box-Guitars, die er auch höchstpersönlich anfertigt, aus. Regelmäßig veröffentlicht er zudem CDs mit sehr intimen,
sehr persönlichen Songs, bei denen er draufgängerisch, kess, frech, lausbübisch, fett, sentimental, romantisch oder wehmütig die Saiten swingen lassen. Über 40 Jahre Showbiz hat er nun auf dem
Buckel, da wurde es für ihn Zeit für eine Bilanz der rückschauenden Art.
Von Essen aus, wo er geboren wurde, eroberte sich Geratsch seinen Platz in der Musikwelt. Anfänglich in diversen Beatbands aktiv, verschlug es ihn, der sich nach zwei unglücklichen Ausbildungen -
mal als Fernmeldemonteur, mal als Verkäufer in einem Elektrogroßhandel - mit Gelegenheitsjobs über Wasser hielt, irgendwann nach Bochum. Fiedel Friedels Feierabendshow, The Transistors oder
Schotter Blau Gebündelt hießen die Bands, an die sich alte Bochumer sicherlich noch gut erinnen können. Gespielt wurde in umliegenden Kneipen wie dem Rotthaus in Langendreer, dem RUB-Pub in der
Uni; gelebt wurde mal in einem Wohnklo im Uni-Center, dann in einer Wohnung in der Dibergstraße ohne Bad, ohne Heizung, ohne Warmwasser und mit Toilette im Treppenhaus. Dazu Geldprobleme,
Alkohol, Drogen – harte Zeiten eben.
Und dann plötzlich die wilde Glamour-Zeit als Popstar, später schließlich die arbeitsreichen Jahre als Party-Geier. Mit allen Höhen und Tiefen, wie man so sagt, hat er sie durchlebt und
durchlitten. Aber Geratsch macht daraus keine große Kiste. Was im übrigen für seine gesamte niedergeschriebene Lebensgeschichte gilt, die man nur zu gern in einem Ruck lesen mag. Völlig uneitel
und unprätentiös, dafür aber im entspannten, lockeren Plauderton, führt er die Leser durch die 47 Kapitel plus Zugabe (da geht’s ums Thema Hunde), berichtet über verflossene Liebschaften,
verpasste Gelegenheiten oder vertrunkene Lebenszeit.
Friedel Geratsch, der mit seiner Frau Conny im Taunus lebt, ist ein Kind des Ruhrgebiets und somit meilenweit davon entfernt, in geschwätziger Art und Weise Hochglanz-Storys zu erzählen. Ihm ging
es stets darum, als Musiker arbeiten zu können, und eben um die pure Lust am Leben, denn die kann ihm schließlich keiner nehmen.
Und damit man auch nochmal in die musikalische Welt des Tausendsassas eintauchen kann, hat er dem Buch eine CD mit 16 zum Teil unveröffentlichten Songs beigelegt.
Bestelladresse:
https://shop.ientertainment.de/friedel-geratsch-eins-kann-mir-keiner-biografie-buch-452-seiten-mit-cd-16-titel.html
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