Lieder aus Kunst und Honig

Interview mit Ingo Insterburg im Café Tucholsky, Bochum, November 1994

(Der Text wurde vom Autor im Buch "Licht aus - Spot an" von Engelbrecht/Boebers 1995 veröffentlicht)


 

Die vier Berliner Jürgen Barz (*1944), Karl Dall

(*1941 - 2020), Peter Ehlebracht (*1940) und Ingo Insterburg (*1934 - 2018) nannten ihre schrägen Texte und akustisch-lustigen Lieder, die sie mit Flöten, Reiben, Gitarren oder auf allerlei Selbstgebasteltem intonierten, mal "Pop Klamotten",

"Musikalisches Gerümpel" oder "Lieder aus Kunst und Honig".

Das Quartett Insterburg & Co bespielte die Republik landauf, landab. Von 1967 bis 1979 war keine noch so kleine Halle vor ihnen sicher. Außerdem gastierten die Vier häufig im Fernsehen: Kultsendung bis auf den heutigen Tag bleibt der „Musikladen“ von Radio Bremen, in dem sie als Rahmen-programm ein paar Jahre lang regelmäßig ihre hinter- bis unsinnigen musikalischen Späße trieben.

Insterburg & Co hievten ihren Blödsinn gar in die Hitparaden: Und zwar mit den Liedern Ich liebte ein Mädchen und Diese Platte ist ein Hit.

 

Ensemble

Wir sind die fröhlichen Insterburger von Insterburg & Co

Wir spielen auf den größten Bühnen

und nicht  nur zuhaus auf dem Klo

Drum stellen Sie sich vor, wir stellen uns jetzt vor

 

Als Erster komme ich heraus, ich bin der Schönste eiderdaus

Mein Haar ist blond, meine Schuhe schwarz

mein werter Name ist Jürgen Barz

Doch allein mache ich den Kohl nicht fett

drum kommt auch schon der nächste vom Quartett

 

Ja, ich bin sofort zur Stell`, setze mich ans Schlagzeug schnell

Mein Bart, der fusselt, welche Pracht

ich heiße Peter Ehlebracht

Doch allein machen wir den Kohl nicht fett

da kommt auch schon der nächste vom Quartett

 

Ich komme aus dem Land der Friesen

und habe viel gemein mit diesen

die Eitelkeit ist nicht mein Fall, mein werter Name ist Karl Dall

Doch allein machen wir den Kohl nicht fett

wir brauchen nen vierten zum Quartett

 

Ich als letzter nun einsteige und ich spiele auf der Geige

jeder Ton geht durch und durch, ich heiße Ingo Insterburg

 

Wir machen  Musik, wir machen Musik, wir machen Musik

Wir sind die fröhlichen Insterburger von Insterburg & Co

Wir spielen auf den größten Bühnen

und nicht nur zuhaus auf dem Klo

Drum spielen wir jetzt stereofonisch

unsere Lieder aus Kunst und Honig

 

  Ingo Insterburg: Die Liedermacher-Welle wurde dadurch ausgelöst, dass es gegen Ende der sechziger Jahre diese „Pan“-Clubs gab, die Danny, ein Italiener, in München, Hamburg und Berlin einrichtete. Das Prinzip dieser Clubs war, dass hier jeder, der wollte, auftreten konnte und für seinen 2x 10minütigen Beitrag zehn Mark bekam. In Berlin spielten wir hier alle zum ersten Mal: Reinhard Mey, Ulrich Roski, Hannes Wader. Hinzu kam, dass das Publikum für diese neue Kleinkunst sehr offen war. Aber das, was immer so erzählt wird, dass nämlich die 68er-Bewegung der Auslöser gewesen sein soll, stimmt nicht. Diese Leute waren eher störend für uns Liedermacher.

 

Peter und Karl:

Ich saß bei Fräulein Hildegard auf ihrem Canapé

Sie aß einen Negerkuss und ich aß ein Baiser

Ihr linkes kleines Händchen lag auf meinem Knie

doch eine Sofafeder kniff mich, dass ich schrie:

 

O Hildegard, dein Sofa ist so hart

da wird aus Liebelei das reinste Liebesleid

Hildegard, warum bist du so hart

sei doch mal richtig nett auf Omas altem Federbett

 

Ein zweiter Frühling kam ins Land und Hildchen wurde mein

Wir saßen auf dem Federbett, das Sofa blieb allein

Ihr linkes kleines Händchen, das lag auf meinem Knie

das rechte Händchen kniff mich, dass ich schrie:

 

O Hildegard, das find ich sehr apart

jetzt wird aus Liebesleid die reinste Liebesfreud

Hildegard, die Oma hat gespart

das finde ich so nett, fürs rosarote, weiche Federbett


  
Ingo Insterburg: Für eine weitere Initialzündung sorgten auch Schobert & Black, die anfangs politisches Kabarett in ihrem eigenen Theater, dem „Reichskabarett“, machten. Es gab dort regelmäßig freitags eine „Nachtvorstellung“, in der man sich präsentieren konnte. Ihnen war das, was wir spielten, immer ein wenig zu blöd. Aber als sie sahen, welchen Erfolg wir mit unseren Liedern hatten, wechselten sie ebenfalls auf unsere Seite. Sie nannten ihr Konzept „Höheren Blödsinn“, um sich niveaumäßig von uns abzuheben. Auch wenn es mehr eine halbherzige Sache war, fuhren sie damit aber ganz gut.

 

Jürgen:

Ich suche mir ein Mädchen, das mir die Schuhe putzt

Und das mich zärtlich bettet und auch zu anderem nutzt

Ich such` mir eine Wohnung, mit innen Toilette

und lieg mit meiner Liebsten den ganzen Tag im Bette

 

Ich such nach einem Namen für unser erstes Kind

das zweite kommt dann auch gleich, weil wir so fruchtbar sind

Ich suche nach der Pille, welch kleine runde Dinger

da kommt der Papst von oben und droht mir mit dem Finger

 

Ich suche meine Liebste im Bette auf heut nacht.

 Und ist das Jahr vorüber, dann haben wir schon acht

 Ach, such nach einem Namen, mein Liebster sei nicht faul

 Oh, Liebste, wird`s ein Knabe, dann nennen wir ihn Paul

 

  Ingo Insterburg: Unsere Veranstaltungen haben sich immer von selbst verkauft. Wir spielten in Hallen vor 1000 bis 2000 Zuschauern. Das Fernsehen brachte uns dann aber den ganz großen Durchbruch. Unsere erste halbstündige Show mit Gästen wurde von Radio Bremen ausgestrahlt. Es gab damals nur drei Programme, und wer das Fernsehen an jenem Abend einschaltete, hat uns zwangsläufig sehen müssen. Das bedeutete, halb Deutschland guckte zu, und unsere Tournee, die wir vorher schon organisiert hatten, war innerhalb weniger Stunden ausverkauft. Das ist heute kaum noch vorstellbar, denn diese Macht hat das Fernsehen verloren

 

Peter und Karl:

Ich denk an meine Jugendzeit, sie liegt so weit zurück

Wie war sie voller Harmonie und voll vor stillem Glück

Wie schön war jeder Freitag, wenn Vater sich betrank

Dann saß ich still mit meinem Teddybär

in Mutters Wäscheschrank

 

O Kinderzeit, o Jugendglück

Für kein Geld der Welt kommst du zurück

 

Als dann die Mama durchgebrannt mit einem Kanadier

hat mich die Oma abgeholt, denn Papa kam nicht mehr

Die Mutter hat nicht mehr gedacht an ihren kleinen Sohn

Es kam nicht mal eine Karte zu meiner Kommunion

 

O Kinderzeit, o Jugendglück

Für kein Geld der Welt kommst du zurück

 

So blieb ich ein ganz ruhiges Kind voller Bescheidenheit

Und heut`, im reifen Alter, ist Stille meine Freud`

Nur einen Menschen habe ich, der liegt am Herzen sehr

Das ist mein kleiner sägemehlgefüllter Teddybär

 

O Kinderzeit, o Jugendglück

Für keinen Heller wünsch ich dich zurück

 

  Ingo Insterburg: Hannes Wader lebte stets auf Vorschuss, lieh sich von mir hin und wieder 20 Mark, um mit seiner Freundin Susi, die er später geheiratet hat, essen zu gehen. Das war so ähnlich wie bei Klaus Kinski, den ich kennenlernte, als er einen Gitarristen für Brecht-Balladen suchte. Der hat mich auch dazu gebracht, einen freien Beruf auszuüben. Jedenfalls war es so, dass der Klaus alles Mögliche an Rollen annehmen musste, weil er meist schon am ersten Drehtag seine Gage verbraucht hatte. Er kaufte sich Autos, die ihm nach ein paar Wochen nicht mehr gefielen. Dann holte er sich wieder ein neues und so fort. So war auch der Hannes.


Ingo und Jürgen:

Alle Schweine sind dreckig

und fromm ist nur das Lamm

Alle Mönche sind gut

Alle Männer haben Mut

Alle Polizisten sind schlecht

Alle Richter haben Recht

Alle Klempner löten

Alle Soldaten töten

Alle Wolken sind grau

Alle Säufer sind blau

Alle Füchse sind schlau

Alle Kornblumen blau

Alle Schiffe brauchen ein Tau

Alle Männer 'ne Frau

Alle Bauern 'ne Sau

alle Pfaueninseln 'nen Pfau

 

Alle meine Lieder, die reimen sich,

die reimen sich, die reimen sich 

Ein Mädchen, das ins Wasser plumpst

ist sauber, wenn man sie dann rauszieht

ja - alle meine Lieder die reimen sich,

die reimen sich, die reimen sich...

 

  Ingo Insterburg: Der Blödsinn hat sich einfach so ergeben. Das war nicht geplant. Wir wollten Lieder singen. Karl und Peter kamen ja aus der Moritaten-Ecke, hatten zuvor Hans-Albers-Parodien gemacht und Küchenlieder vorgetragen. Mir fiel es zunächst sehr schwer, habe mich fast zwei Jahre gequält, um ein eigenes Lied zu machen. Die erste Zeile, die mir einfiel war Nun roll` ich mich in den Teppich ein und quieke wie ein kleines Schwein. Es dauerte noch ein paar Monate, bis es fertig war. Und dann plötzlich sprudelte es los. Ich habe sicherlich weit über 100 Lieder geschrieben. Wir hatten einen Vorrat, der für drei bis vier Jahre reichte. Karl fing dann plötzlich in unseren Konzerten an, blödsinnige Ansagen zu machen, wenn er die einzelnen Mitglieder der Gruppe vorstellte. Dadurch kam ich dann auch ins Quatschen, wenn ich die Lieder ansagte. In den ersten Jahren hatten wir nie ein festes Programm, keinen Ablauf. Das war alles sehr spontan. Aber so konnten wir auch gut auf die Stimmung des Publikums eingehen.

 

Ingo:

Ein seltenes Erlebnis. Jedenfalls für mich. Denn ich bringe  jetzt ein echtes  japanisches Kinderlied zu Gehör, das ich aber in deutscher Sprache singen werde. Aber das Instrument ist original. Es stammt aus alten Schreibmaschinenresten, die aus dem Zweiten Weltkrieg noch übrig geblieben sind. Die hat man geschickt und fleißig zu einem Instrument zusammengefügt. Ich spiele dieses Instrument nach dem Zwei-Finger-System. Manchmal macht der dritte schon mit - naja, ich lass‘ ihn... Aber als ich neulich in Okinawa war, da habe ich einen Japaner gesehen, der hat das mit sieben Fingern gespielt. Der arbeitete in einem Sägewerk. Nun aber los:

 

Die Kaulquappen im Ententeich

Die haben Füße nicht sogleich

Die wachsen später erst dem Tier

Sie geben ab ihre Kiemen dafür

Und dann verlieren sie ihr Schwänzelein

Ich möchte nie eine Kaulquappe sein

 

  Ingo Insterburg: Wir wollten nichts Politisches machen, weil ich immer der Meinung war, dass man dafür fundiertes Wissen braucht. Ich bin im Osten groß geworden, war bei den Jungen Pionieren, bei der FDJ und vorher war ich noch ein Jahr im Deutschen Jungvolk (DJ) der Hitler-Jugend, und deshalb hatte ich die Schnauze voll von politischen Vereinen, weil ich immer das Gegenteil von dem lernen musste, was vorher war. Aber ich war sehr gut geschult im Diskutieren. Und ich wusste, wenn man sich auf Politik einlässt, muss man Fachwissen haben. Einfach so herausposaunen, wir müssen dies machen und das machen und Wohnungen für alle, das bringt nichts. Da schadet man der Sache mehr, als dass man ihr nützt. Lieder können zwar ein bisschen was transportieren, können auch ein wenig manipulieren. Aber wenn es zu politisch wird, dann will`s doch auch keiner mehr hören. Wenn aber einer meint, er müsse das machen, dann soll er in eine Partei gehen. Dass uns ein studentisches Publikum zuhörte, hatte nichts mit der politischen Bewegung zu tun, sondern einfach nur damit, dass diese Leute abends eher ausgehen als der Normalbürger.


 

Karl:

Weiter geht`s mit einer süddeutschen Folklore. Es ist ein neues Lied zur scharnierten Wurfzither...

 

Peter:

Meine Wurfzither hatten wir mit einer Tegernseer Solistenzither zusammengebracht und hatten damit einen an und für sich guten Wurf gemacht. Drei kleine sind schließlich dabei herausgekommen. Eine haben wir behalten, die anderen zwei haben wir in einen Sack gepackt und versenkt. Zithern soll man ja nicht einfach so aussetzen.

 

Karl:

Ja, also wir waren auf einer Gastspielreise im Kohlenpott und da hat mir der Bürgermeister von Bochum eine kleine Dunstglocke geschenkt. Die ist so ähnlich wie eine dieser niedlichen Porzellan-Freiheitsglöcklein, die der Bürgermeister von Berlin immer verschenkt. Da steht drauf: Ich bin ein Berliner. Womit nicht gesagt ist, dass da auch Marmelade drin ist. Mit der Dunstglocke läute ich also jetzt dieses hübsche Lied ein:

 

Als ich ein kleiner Bub noch war, wie gern denk ich zurück

Da war des Vaters Alpenhorn mein ganzes Kinderglück

Ich lauschte seinem Klange, vom Himmel schienen die Stern‘

 

O Alphorn, o Alpenhorn, wie hört` ich dich so gern

O Alphorn, o Alpenhorn, wie hört` ich dich so gern

 

Ein Mädel schön wie's Alpenglüh'n

das liebt' ich einst vor Jahr'n

Doch sie hat nicht mein Fleh'n erhört

sie ist zur See gefahr'n

Verlassen stieß ich in das Horn, das Echo gab's zurück

 

Mein Alphorn, mein Alpenhorn, das blieb mein einz'ges Glück

Mein Alphorn, mein Alpenhorn, das blieb mein einz'ges Glück

 

Wenn ich in Jahren mal sterben muss

des Lebens Ernst war hart

So leg' zum Sarg das Alphorn mir auf meine letzte Fahrt

Im Himmel will ich blasen laut, die Englein singen's zurück

 

Das Alphorn, das Alphorn, das war sein Lebensglück

Das Alphorn, das Alphorn, das war sein Lebensglück

 

  Ingo Insterburg: Insterburg & Co war ein Unternehmen, welches wir eine ganz Zeit lang nebenberuflich ausübten. Ich lebte mehr schlecht als recht von meinen Gagen, die ich als Gitarrist verdiente. Peter war Kunstmaler, und als ich ihn kennenlernte, da schnitzte er Figuren und Pfeifenmännchen für eine Firma, die Weihnachtssachen herstellte. Seine Frau war Schneiderin und verdiente gut. Jürgen war Student der Volkswirtschaft, hatte ein Stipendium bekommen, und Karl, den wir immer „Laramie“ nannten, weil er mit dem Peter das Lied sang: Sein Steckbrief hing in Utah und in Laramie, verdiente sein Geld als Druckerei-Vertreter. Der hatte auch ein Auto, einen VW-Käfer, mit dem wir unsere Tourneen absolvierten. Es änderte sich jedoch ab dem Zeitpunkt, als wir unseren Auftritt in Ilja Richters „disco“ hatten und jeder von uns für, ich glaube, eine Stunde Arbeit, 1000 DM bekam.

 

Ingo:

Das nächste Lied ist traurig, und deshalb sage ich vorher ein Gedicht auf:

Unsere Sau hat geworfen

jetzt habe ich `ne Beule am Kopf

 

Karl:

Ich hab` da noch ein schönes Weihnachtsgedicht:

Im Herzen wird es warm

durch die Weihnachtsgans im Darm

 

Ingo:

Ich habe da auch noch ein zeitliches Gedicht:

Selbst wenn der Zeiger steht

die Zeit vergeht

 

Peter:

Mir fällt da jetzt ein ganz ausgereifter Vierzeiler ein:

Das Osterfest steht vor der Tür

o lass es fröhlich ein

Für manches alte Mütterlein

wird es das Letzte sein

 

Ingo:

Jetzt sage ich mein Rauchergedicht auf:

Meine Lungen sind voller Teer

im Asphalt ist ein Loch - ich huste drauf

 

Jürgen:

Ich habe da aber was Besseres. Nämlich ein naturwissenschaftlich-historisches Gedicht:

Ein Rhinozeros von Essen-Full

spürt, aha, bald kommt der Stuhl

Und so trabt es zu den netten

allbekannten Wüstentoiletten

 

Vom Drang besessen, oh wie dumm

rennt es eine Pipeline um

Aus dem Leck das Öl dann floss

vor Schrecken strömt‘s auch beim Rhinozeros

 

Das sah der Forscher Friedemann Böhl

und seither gibt es das Rizinus-Öl

 

Karl:

Schnell noch einen kurzen Fetzer:

Wenn eine Frau vor Sehnsucht schwitzt

möchte ich der Stuhl sein, auf dem sie sitzt

 

Ensemble:

Zurück zu unserem Lied:

Auf einem Turm

wollte ein Wurm

Er hatte es satt

seine Welt, die war platt

Er wollte mal schön

was von oben seh`n...

 

Ingo Insterburg: Ich war auf der Kunsthochschule, sollte Lehrer werden. Aber ich habe mein Examen nicht durchgezogen und dort nur das gemacht, was ich wollte: Malen, Zeichnen und - da habe ich auch meine Prüfung mit „eins“ bestanden - Werk-Ausbildung. Basteln lag mir immer im Blut. Schon mit dreizehn habe ich viel geschnitzt. Es war kurz nach dem Krieg, und da gab es ja nichts. Da habe ich nach Weihnachten Tannenbäume zersägt und daraus Leisten gemacht und für meine Schwester Puppenstuben-Gegenstände gebaut. Möbel aus Draht und so weiter. Später hatte ich Spaß daran, aus Sachen, die unscheinbar aussehen, irgendwas zu bauen, was Musik macht. Die Ermunterung, weiterzumachen, hatte immer auch mit dem Publikum zu tun, bei dem diese Instrumente sehr gut ankamen.

 

Ingo:

Ich liebe meinen Körper, ich habe ihn so gern

Ich hab' zwei braune Augen, die leuchten wie zwei Stern'

Ich habe braune Haare, und einen roten Mund

Und ein paar süße Mandeln, mein Blinddarm ist gesund

Ich liebe meine Lenden, die Hüften, die so rund

Wer sie berührt mit Händen, lobt sie von dieser Stund`

Ich habe schöne Füße, meine Waden die sind deftig

O, O, du  meine Süße, auch da bin sehr kräftig

Ich liebe meinen Körper, ich habe ihn so gern

Und geh` ich auf die Reise, liegt er im Grabe fern…

- jetzt kann ich nicht mehr weiter, das ist zu traurig, das Lied

 

Ingo Insterburg: Mein Wunsch ist es heute immer noch, ein Instrument zu erfinden, das es noch nicht gibt. Allerdings ist es auch schwierig, da man auf akustischer Basis nichts Neues mehr machen kann, nur noch auf mechanischem Weg. So wie meine Klingel-Maschine: Ein Gestell mit fünfzehn Fahrradklingeln, die fünfzehn unterschiedliche Töne erzeugen. Jede Klingel wird von vier Klöppeln, die auf einer Welle befestigt sind, angeschlagen. Angetrieben wird das Instrument mit dem Schwungrad einer Nähmaschine. Wenn‘s läuft, drückt man Tasten und die Fahrradklingeln werden angehoben und kommen dann gegen die sich drehenden Klöppel. Vor vier Jahren habe ich eine Symphonie komponiert, in der im dritten Satz, den ich „Teufelsmenuett“ genannt habe, diese Drehbimmel vorkommt und ein Solo spielt. Zu hören ist aber auch meine Riesenklarinette aus zehn Zentimeter dickem und 2,50m langem Bambusrohr sowie mein Öl-Eimer-Cello.

 

Ensemble:

Und jetzt das Lied vom Äpfel-Glocken-Ziegen-Expander

 

Ingo:

Mein Baum, der hat Äpfel

Mein Pferd, das hat Äpfel

Meine Freundin, die hat Äpfel

Mein Baum hat 'ne Birne

Meine Lampe hat 'ne Birne

Meine Freundin hat 'ne Birne

Mein Baum hat 'ne Pflaume

- jetzt habe ich keine Lust mehr

 

Jürgen:

Ich läute die Glocken immerzu

Aber ich bin, ich bin keine Kuh

Ich läute die Glocken, flink und sehr schnell

Aber ich habe, ich habe kein Fell

 

Ich läute die Glocken immer weiter

Aber ich habe, ich habe kein Euter

Ich läute die Glocken, voll und ganz

Aber ich habe, ich hab kein...

- das singe ich nicht, nee, nee

 

Peter:

Eine Ziege und noch 'ne Ziege

das sind zusammen zwei

Und wenn die dicht beieinander stehen

dann ist’s ne Ziegelei

 

Ein Vogel und noch ein Vogel

das sind zusammen zwei

Und wenn sie dicht beieinander stehen

dann gibt‘s eine Vögel... - ein Vogel-Ei

 

Karl:

Ja, ich bin wohl der einzige deutschsprachige Sänger, der sich auf einem Expander begleiten kann. Damit sie mich besser sehen und hören können, steige ich auf einen Hocker.

 

Was macht denn da der Mann da

mit dem Expander

Er singt euch ein schönes Lied

Das reicht vom Fuß bis ans Gl.. Gemüt

Und wenn er dann vom Hocker kippt

dann hat er auch schon ausgeflippt...

 

Ingo Insterburg: Wir veröffentlichten bis 1979 zwölf Platten, die mal live, mal im Studio produziert wurden, darunter auch zwei Doppel-Alben mit Sketchen. Wir hätten weitermachen können, denn das Interesse der Leute war ungebrochen. Wir haben aber aufgehört, weil sich in unserem Tournee-Leben ein Gleichmaß hineingeschlichen hatte. Immer die gleichen Hotels, immer die gleichen Bühnen. Wir waren einfach müde. Wir hatten den Eindruck, dass das Leben an uns vorbeizieht. Es war langweilig, den ganzen Tag im Hotel zu sitzen. Man konnte in dieser Atmosphäre auch nichts erarbeiten. Es fiel uns nichts Sinnvolles ein. Peter sagte in solchen Momenten: Ich kauf`mir jetzt einen Knüppel und schlage die Zeit tot. Und dann kam der Abend, der Auftritt, und dann wurde es wieder hektisch. Dieser Rhythmus macht dich auf Dauer kaputt.

 

Ensemble:

Wir, die Insterburg & Co

singen fleißig und sind froh

Wir sind begabt, intelligent und grandios

von nettem Äußeren, hübsch und famos

Wir spielen musikalisch ohne Noten überdies

Ja, wir sind, wir sind, wir sind Musikgenies

 

Wir sind ja so groß, so groß, so groß

und schmettern die Töne mit heftigem Stoss

Und wir werden, wenn man uns lässt

bald so groß wie der Mount Everest